Jesco Hildebrandt *1966
Ich fing ziemlich früh an zu malen. So wie alle Kinder. Ich wollte immer meine Wünsche, Sorgen und Ideen vermitteln können, fand aber nie die richtigen Worte. Also versuchte ich alles genauso zu zeichnen wie es mir erschien. Blöd war dann immer, wenn ich meine Zeichnung erklären sollte. Mir fehlten die Worte. Meine Zeichnungen mussten besser werden.
In der ersten Klasse saß ich mal an meinem Tisch und mein Tischnachbar kam an diesem Tag nicht. Der Vormittag wurde lang. Wir hatten Mathe mit Mengenlehre. Ich begann mit Bleistift eine Wasserlinie auf dem Tisch zu ziehen. Es folgte ein Boot von unten, etliche Fische. Ein Hai war auch dabei, sowie ein Taucher. Der Tisch sah klasse aus. Das sah die Lehrerin ganz anders. Nach dem Unterricht durfte ich den Tisch abschrubben.
Ein paar Wochen später war so ein ähnlicher Tag – warm, trist, langweilig. Ich hätte aber niemals mehr den Tisch bemalt. So malte ich mir mit einem orangefarbenen und einem schwarzen Filzstift ein Tigermuster auf meinen linken Handrücken. Das interessierte die Lehrerin nicht, aber meine Eltern waren wenig begeistert.
Ich lernte Schreibheftränder zu bebildern. Das gab immer einen Abzug in der „B Note“. Im Biologie Unterricht ab der achten Klasse zeichnete ich Zellen und Blutbahnen. Das kam gut an.
Mittlerweile hatte ich Freunde gefunden, die auch zeichneten. In der Oberschule war es überhaupt witzig mit dem Kunstunterricht, weil meine Lehrerin auf Bauernmalerei stand. Wir stritten viel. Ich rückte nicht von meinen zeichnerischen Standpunkten ab. Sie gab mir schlechte Zensuren.
Ich begann mich mehr für Malerei zu interessieren. Ein Jahr später bekamen wir eine neue Kunstlehrerin. Bei ihr bekam ich allein nur für meine Vorzeichnungen die besten Noten.
Seitdem ging ich nie mehr ohne Zeichenblock, Bleistift und Radiergummi aus dem Haus. Später kam der Fotoapparat dazu. Ich fing an Skizzen zu zeichnen um später die Einzelteile zu fotografieren, damit ich die wichtigen Teile mit einer Schere ausschneiden konnte, um Sie auf einem Hintergrundfoto zusammenzufügen.
Das mit dem Fotoapparat verwarf ich recht schnell. Es war einfach nur eine Ritsch-Ratsch-Klick-Kamera, mit den Einstellungen: nah, mittel, weit. Vierundzwanzig Bilder pro Film mit einer sehr groben Auflösung, in 12 cm x 10 cm Ausgabegröße.
Ob ein Foto gelungen war oder nicht, erfuhr ich erst, wenn der Film abgeknipst und entwickelt war. Filme waren teuer, die Entwicklung war sehr teuer, die Ergebnisse waren ernüchternd und die Wartezeiten schrecklich, aber ich hatte eine neue Sichtweise entdeckt.
Die Idee ist eine Collage, der man nicht sofort ansieht, dass sie eine Collage ist. Das wiederum beeinflusste mein Zeichnen an sich, weil sich meine Sichtweise surreal veränderte.
Seit meiner Kindheit stehe ich auf Comics, alte Fernsehserien und so ollen Krempel. Ich mag die Bilder von Dali, Chris Foss, Roger Dean, Patrick Woodroffe, Man Ray und Miro.
Auf jeden Fall kam mir der Computer dazwischen. Ich dachte ja, dass dieses Ding keine Chance hätte, zumindest nicht im grafischen Bereich zu glänzen, ganz zu schweigen vom musikalischen.
Weit gefehlt. Inzwischen mag ich gar nicht mehr ohne Computer sein.
Grüße, Jesco Hildebrandt
P.S.: Ich stehe auf 70er Jahre Rock.
Meine Favoriten sind:
Youtube Links
Halleluja, I Just Love Her So (Interpretation von Humble Pie)
In A Gadda Da Vida (Iron Butterfly, 1968)
Roundabout (Yes, Fragile, 1972)
Birthcontrol (Birthcontrol, 1970)
Jon Anderson (1976 Olias Of Sunhillow)